Kunst auf Sendung – Die Fernsehgalerie Gerry Schum

Kulturdokumentation © WDR 2003

Die Fernsehgalerie des in Köln geborenen Kameramanns, Regisseurs und Galeristen Gerry Schum (1938-1973) war eines der bedeutendsten künstlerischen Projekte der späten 1960er und frühen 1970er Jahre. Den Fernsehausstellungen LAND ART und IDENTIFICATIONS, die in Zusammenarbeit mit seiner Frau Ursula Wevers entstanden sind und 1969 bzw. 1970 im Ersten Programm der ARD ausgestrahlt wurden, lag die Idee zugrunde, kein herkömmliches Kunstprogramm machen zu wollen, sondern Kunstwerke zu produzieren, die eigens für die Veröffentlichung durch das Fernsehen erdacht und realisiert wurden. Da die Konzeption der Fernsehgalerie den Zielsetzungen des auf breite Zustimmung ausgerichteten Massenmediums widersprach, scheiterte die Zusammenarbeit mit dem Fernsehen nach nur zwei Projekten. 1971 eröffnete Gerry Schum gemeinsam mit Ursula Wevers eine Videogalerie in Düsseldorf. Bis 1973 produzierten und vertrieben sie Videoeditionen von Künstlern der internationalen Avantgarde.

Auch der Westdeutsche Rundfunk in Köln leistete in seinem Dritten Programm Pionierarbeit, als er Ende der 1960er Jahre die Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern suchte und Kunstwerke für den Bildschirm produzierte – z.B. ”Black Gate Cologne – Ein Lichtspiel“ von Otto Piene und Aldo Tambellini. Auf Initiative von Gerry Schum entstanden in Zusammenarbeit mit dem WDR 1969 die beiden Projekte SELF-BURIAL von Keith Arnatt und Jan Dibbets‘ TV AS A FIREPLACE, ein gefilmtes Kaminfeuer zum Programmschluss. Es waren zwei der frühesten, nicht angekündigten und unkommentierten künstlerischen Interventionen in das laufende Fernsehprogramm.

Jahr 2003 widmete die Kunsthalle Düsseldorf der Fernsehgalerie Gerry Schum und videogalerie schum eine umfassende Werkschau. Die Dokumentation stellt das wegweisend Projekt vor, das gleichermaßen zu einem Teil der Kunstgeschichte und Fernsehgeschichte geworden ist. Im Zentrum stehen Gespräche mit Künstlern (Daniel Buren, Jan Dibbets, Klaus Rinke, Ulrich Rückriem, Richard Serra, Lawrence Weiner), Programmverantwortlichen, Kuratoren und Mitarbeitern (u.a. Wibke von Bonin, Harald Szeemann, Ursula Wevers), die an der Produktion und der Verbreitung der Fernsehausstellungen beteiligt waren. Daneben werden Ausschnitte aus den Künstlerfilmen sowie umfassendes Dokumentations- und Fotomaterial aus dem Archiv Gerry Schum und Ursula Wevers gezeigt.

Buch und Regie Maria Anna Tappeiner
Kamera Paul Eisel, Tonja Kirchner, Akim Klinger, Walter Sievi, Maria Anna Tappeiner
Ton Christian Eichenauer, Jürgen Haase, Nicole Jansen, Albert Kromwijk, Anita Sievi
Schnitt Brigitte Warken-Könings
Redaktion Reinhard Wulf [WDR/3sat]
Länge 48:04 Minuten, deutsche und englische Fassung
Produktion Westdeutscher Rundfunk, 2003

Gerry Schum bei Dreharbeiten zu "Land Art" (1969)

Gerry Schum bei Dreharbeiten zur Fernsehausstellung „Land Art“, 1969. Foto: © Ursula Wevers