Der Körper als Matrix – Matthew Barneys Cremaster-Zyklus

Werkporträt © WDR 2002

Matthew Barney (geb. 1967 in San Francisco) hat sich seit Anfang der 90er Jahre mit einer ganz eigenen, von Metaphern und Symbolen bestimmten Bildsprache in der internationalen Kunstszene durchgesetzt. Seine Filme und Skulpturen sind geprägt von hybriden, mythischen Erzählstrukturen und Motiven, die sich immer wieder auf legendäre Figuren wie den amerikanischen Footballstar Jim Otto, den Entfesslungskünstler Harry Houdini oder den Doppelmörder Gary Gilmore beziehen. Barneys Cremaster-Zyklus stellt ein kompliziertes, in sich geschlossenes System dar. Schauplätze, Charaktere, Kostüme, Materialien und Inhalte verkörpern einen sich in ständiger Entwicklung befindlichen Organismus.

1994 entstand „Cremaster 4“ als erster Teil der auf fünf Filme angelegten Werkreihe. Eine chronologische Reihenfolge vermeidend, hat Barney danach „Cremaster 1“ (1995), „Cremaster 5“ (1997) und „Cremaster 2“ (1999) gedreht. Der knapp dreistündige „Cremaster 3“ wurde 2002 uraufgeführt.

Das Werkporträt entstand anlässlich einer umfassenden Ausstellung zum nunmehr vollendeten Cremaster-Zyklus, die im Sommer 2002 im Museum Ludwig in Köln zu sehen war. Die Ausstellung führt erstmals alle Filme mit ihren Bauteilen zusammen – Skulpturen, Installationen, Fotografien, Zeichnungen, Storyboards – und macht die Wechselbeziehung zwischen den Objekten und Filmen deutlich. Das Porträt begleitet Matthew Barney bei den Aufbauarbeiten im Museum Ludwig und zeigt Ausschnitte aus seinen Cremaster-Filmen. In ausführlichen Interviews erläutert der Künstler seine Arbeitsweise und äußert sich über die Entstehung und Bedeutung seiner Werke sowie sein künstlerisches Selbstverständnis. Neben Matthew Barney kommen auch Mitwirkende aus dem Team zu Wort: GABE BARTALOS (Maske und Spezialeffekte), CHELSEA ROMERSA (Koproduzentin), MATTHEW D. RYLE (Produktions- und Skulpturendesign) sowie die Kuratorin der Ausstellung NANCY SPECTOR (Solomon R. Guggenheim Museum).

Buch und Regie Maria Anna Tappeiner
Kamera Krzysztof Hampel
Ton Michael Grings
Schnitt Jürgen Gorzel, Thomas Schreiber
Redaktion Reinhard Wulf [WDR/3sat]
Länge 51:51 Minuten, deutsche und englische Fassung
Produktion Westdeutscher Rundfunk, 2002

Cremaster 5, 1995, Production still, © Matthew Barney

Cremaster 5, 1995, Production still, © Matthew Barney, Foto: Michael James O’Brien